Wir suchen für unsere Matura ein Buch, das von „Korruption. Die Käuflichkeit des Menschen“ handelt. Das Buch sollte auf Deutsch geschrieben sein und aus dem 18. oder 17. Jahrhundert stammen.
Liebe Lana
Korruption bedeutete vor drei oder vier Jahrhunderten etwas anderes als heute, auch wenn die Menschen damals dasselbe Wort verwendeten. Ursprünglich stand es für negativ bewertete sexuelle Beziehungen, abgeleitet vom lateinischen Begriff „corrumpere“, was wörtlich „verunreinigen“ bedeutet. Auch das deutsche Äquivalent „Bestechung“ hatte ähnliche sexuelle Untertöne.
Die moderne Bedeutung von Korruption – nämlich dass Amtspersonen durch Geldgeschenke dazu bewegt werden, Gesetzesverstösse zu ignorieren oder selbst geltende Bestimmungen zu verletzen – entwickelte sich erst im 19. Jahrhundert. In dieser Zeit begannen Amtsträger in Europa ausreichend hohe staatliche Gehälter zu erhalten, um wirtschaftlich von privaten Zuwendungen oder Geschenken unabhängig zu sein. Vorher war ein Teil ihres Einkommens von ihrem persönlichen Anteil an eingehobenen Gebühren oder Geldstrafen abhängig.
Zahlreiche Schriften zur Korruption in der Frühen Neuzeit verwenden andere Begriffe für das beklagte Verhalten. In der Eidgenossenschaft war „trölen“ üblich, um den (verbotenen, aber praktizierten) Kauf von Stimmen bei Wahlen und Abstimmungen zu beschreiben. Zahlungen von Auswärtigen an eidgenössische Amtsträger wurden ab dem späten 15. und besonders im 16. Jahrhundert oft als „Pensionen“ (eigentlich: Stipendien, d. h. regelmäßige Zuwendungen ohne Gegenleistung) bezeichnet und kritisiert. Gegen die daraus resultierenden ökonomischen und politischen Abhängigkeiten von Amtsträgern richteten sich populäre Unruhen und Proteste, beispielsweise in den Jahren 1487, 1513, 1515 und 1521, sowie die Predigten der Reformatoren wie Huldrych Zwingli. Nicht nur die administrativen und juristischen Regeln, auch die dafür verwendeten Begriffe änderten sich im Lauf der Zeit.
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