Frage ausführlich

Wie kann man Sprachwandel messen?

Anwita Mallik

Anwita Mallik

04.03.2024

Liebe Forscher*innen


Im Rahmen meiner Maturaarbeit habe ich die folgende Frage bezüglich der Methodik: "Wie gehe ich vor, wenn ich zwei Sprachen miteinander vergleichen will, um den Wandel von einer Sprache zur anderen zu beurteilen?"


Vielen Dank für jeden Hinweis.

Antwort ausführlich

Der Wortbestand ändert sich schnell, der Lautbestand langsam und die Grammatik sehr langsam.

Sprachwandel lässt sich auf verschiedenen sprachlichen Ebenen beobachten. Der Wortbestand einer Sprache verändert sich recht schnell. Neue Dinge und Entwicklungen benötigen neue Bezeichnungen, neue Perspektiven führen zur Ersetzung von Begriffen. So wird aus der "Krankenschwester" die "Pflegefachfrau". Oder Jugendliche setzen sich von der älteren Generation ab, indem sie für dieselbe Sache andere Bezeichnungen verwenden als ihre Eltern.

 

In der Regel weniger schnell geht der Lautwandel vor sich. Ein Beispiel dafür sind Konsonantenverschiebungen im Deutschen, die aber nicht alle Regionen durchgemacht haben. Deshalb sagt man in nördlichen Regionen in den Mundarten "Appel", gegen Süden und auch in der Standardsprache jedoch "Apfel". Am langsamsten geht der Sprachwandel in der Morphologie und der Syntax vor sich.

 

Sowohl die Vergleichende Sprachwissenschaft als auch die Sprachtypologie haben verschiedene Methoden entwickelt, um Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen zwei Sprachsystemen zu ermitteln. Für systematische Vergleiche können Texte aus verschiedenen Zeitstufen herangezogen werden, so zum Beispiel das "Vaterunser", das in zahlreichen Sprachen und in verschiedenen Sprachstufen überliefert ist.

 

Wie kann man nun den Wandel von einer Sprache zur anderen beurteilen? Linguistisch gesehen handelt es sich beispielsweise beim Übergang vom Althochdeutschen zum Mittelhochdeutschen zum Frühneuhochdeutschen bis zum Neuhochdeutschen immer um Kontinua, also um Varietäten, zwischen denen sich von Generation zu Generation allmählich Unterschiede abzeichnen.


Dass sich die Sprachbezeichnungen verändern, sind sprachhistorische begriffliche Setzungen, die einen Bruch suggerieren (bis hierhin Althochdeutsch, ab dahin Mittelhochdeutsch), den es so gar nicht gegeben hat.

 

Für Untersuchungen des Wandels der gesprochenen Sprache in jüngerer Zeit kann es sich lohnen, Gewährspersonen verschiedener Generationen zu befragen. Wie man dabei vorgeht, ist in der Fachliteratur der Dialektologie nachzulesen.

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