Liebe Forscher:innen, im Rahmen meiner Maturaarbeit beschäftige ich mich mit Einwanderung. Sind Migranten tatsächlich krimineller als Schweizer und wie bedrohlich sollte man sie einstufen? Wie sollte man handeln?
Guten Tag
Inzwischen haben fast 40 Prozent aller Schweizer:innen einen Migrationshintergrund. Deshalb stellen neuere wissenschaftliche Studien in Frage, wie sinnvoll die Kategorie "Ausländer" in der Kriminalitätsforschung noch ist (Baier 2020). Wer also ist gemeint mit "Migrant" bzw. "Ausländer"?
Wenn es um Menschen geht, die sich in der Schweiz aufhalten, aber keine hiesige Staatsbürgerschaft haben, dann ist die Kriminalitätsrate deutlich höher als die von Schweizer:innen. Allerdings kann man daraus nicht folgern, dass diese Gruppe krimineller ist. Warum?
Zunächst müsste man die Gruppe mit einer ähnlichen demografischen Gruppe von Schweizer:innen vergleichen. Unter Migrant:innen sind junge Männer viel häufiger vertreten. Doch auch bei den Schweizer:innen weisen junge Männer die höchste Kriminalitätsrate auf. Vergleicht man also junge Schweizer mit jungen Migranten, dann ist der Unterschied nicht mehr so gross.
Wenn man dann noch die ausländische Wohnbevölkerung betrachtet, Menschen also, die nicht nur temporär da sind, dann verringert sich der Unterschied zusätzlich.
Weiter muss man unterscheiden zwischen der Anzahl an tatsächlichen Straftaten (Dunkelziffer) und der davon polizeilich erfassten. Auch hier kann man davon ausgehen, dass Migrant:innen im Vergleich zu Schweizer:innen eher polizeilich erfasst werden und daher in der Statistik der erfassten Straftaten überrepräsentiert sind. Wenn man das alles bedenkt, ist der Unterschied zwischen Ausländer:innen und Schweizer:innen nur noch klein.
Trotzdem gibt es immer noch einen Unterschied. Doch auch hier ist es unzulässig zu verallgemeinern. Die Gruppe "Migranten:innen" ist in vielerlei Hinsicht sehr heterogen, auch in Hinblick auf Straffälligkeit. Zwei Faktoren sind hier relevant.
Kurzum, aufgrund der Überlegungen stellt sich die Frage, ob die Kategorie "Ausländer" oder "Migrant" in der Kriminalitätsforschung überhaupt sinnvoll ist.
Erwähnte Literatur:
Baier, Dirk. 2020. Migration und Kriminalität in der Schweiz : Befunde aus Hell- und Dunkelfeld. Zürich
Partnerschaften
Schweizerischer Nationalfonds
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Gebert Rüf Stiftung
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